Pflanzenschutzeinsatz im Artland (Glyphosat)

Müssen Radwege auch schon behandelt werden?
Was ist mit Fußgängern und Hunden, die hier unmittelbar nach Pflanzenschutzanwendung entlang spazieren?
Sollte man da noch Kinder an die Hand nehmen und spazieren gehen oder lieber gleich zu Hause bleiben?
Wie reagiert ein Hund auf die Stoffe, wenn er mitgeführt wird und über den Grünstreifen läuft?
Was sagen denn die Radtouristen dazu, die hier Erholung und Gesundheit suchen?
Es gibt Vorschriften zum Grenzabstand zu Gewässern. Ins Gewässer spritzen gehört nicht zur guten fachlichen Praxis.
Seit wann wird ackerseitig das Ufer mitbehandelt?
Es leben auch noch Tiere auf den Ufern.
Siehe im Bild rechts die Entenfamilie.
Um diese Abdrift zu erreichen, muss es schon ganz schön stürmisch sein.
Das sind auf ganzer Länge immer mal wieder durch Böen verursachte - bis zu 15 Meter lange - Verwehungen.
 
Durch Thermik und Zirkulation gelangen Beizstoffe beim Sähvorgang in einen Sand-Luft-Gemisch in die Umwelt.

Spritzmitteleinsatz

Um das Gefahrenpotential und die Sorglosigkeit der Anwender einmal zu veranschaulichen: Mit hoher medialer und institutioneller Lobbyarbeit wird momentan versucht, ein Beizmittel aus der Gruppe der Neonikotinoide wieder in den täglichen Einsatz zu bringen. Diese Mittel sind aus guten Gründen teilweise für einige Jahre verboten, jedoch werden Vertreter der Bauern – und Industrielobby nicht müde, eine Neuzulassung dieser Mittel zu fordern. Insbesondere in den Monokulturgebieten des Rapsanbaus im Norden Deutschlands wird ein erheblicher Druck ausgeübt. Es hat sich herausgestellt, dass durch jahrzehntelangen Pflanzenschutzmissbrauch die Schädlinge des Rapsanbaus enorme Resistenzen entwickeln konnten, die nur noch mit diesen Insektizid“-Atombomben“ (Diesen Vergleich halte ich in einem sachlichen Diskurs für gerechtfertigt) eliminiert werden können. Raps  wird in riesigen Monokulturen auf besten Böden, die für die Nahrungsmittelproduktion geeignet wären, hochsubventioniert angebaut und auch zu Biosprit verarbeitet, damit unsere Gesellschaft auch weiterhin ihre altertümliche Mobilität ausleben kann.

Glyphosat und „die gute fachliche Praxis“

Am Beispiel Glyphosat, z.B. Round Up) lässt sich sehr gut die reale  „gute fachliche Praxis“ der Anwendung demonstrieren. Dabei geht es nicht um die Wirkung und das Gefahrenpotential (bei Interesse zum Beispiel Stellungnahme des Bundesinstitutes für Risikobewertung vom 6.3.2014 Nr. 011) dieser Mittel, sondern um die übliche Spritzpraxis, die daran gut sichtbar wird und gravierende Verstöße gegen die Anwendungsvorschriften von Pestiziden im Allgemeinen deutlich macht. Auf fast jedem Acker sind Ordnungswidrigkeiten gegen die Bestimmungen des Pflanzenschutzrechtes zu beklagen. Daraus sind Rückschlüsse zu ziehen, wie mit anderen hochgefährlichen Mitteln wie zum Beispiel Beizen, Insektiziden und Fungiziden umgegangen wird. Diese Mittel sind praktisch unsichtbar für die Bevölkerung, aber oft wesentlich gefährlicher in der Wirkung.

Ein besonders beachtenswertes Phänomen ist die horizontale und vertikale Durchmischung von Politik, Industrie, staatlichen Organisationen, berufsständischen Verbänden und Kammern.  Deutlich wird das an der Marketingdurchdringung im Alltag. (1) Stellvertretend für dieses Phänomen einen repräsentativen Auszug aus der „Land-und Forst“ vom 14.2.2013  (Bildergruppe 2). In fast jeder Wochenausgabe gibt es mehrseitige Fachartikel zum Thema Pflanzenschutz, um die Landwirte auf die Spritzsaison vorzubereiten bzw. und dieser Ausdruck muss erlaubt sein, zu konditionieren. Die „Land und Forst“ ist in Niedersachsen das „amtliche“ grüne Mitteilungsblatt und Fachzeitschrift mit der größten Verbreitung. Jeder dieser Artikel wird mit einer halbseitigen Pestizidwerbebotschaft/ Produktwerbung als Eyecatcher und Einstimmung quasi mit wissenschaftlicher und berufsständischer Empfehlung  präsentiert und das jede Woche aufs Neue nach identischem Grundmuster. Zwei Autoren waren Experten der Landwirtschaftskammer, der dritte ein Redakteur des Blattes. Fachbeiträge sollten objektiv und ohne Werbebotschaften von Konzernen erfolgen. Seit Jahrzehnten ist diese intensive suggestive Verquickung und Verortung üblich und gereicht den Methoden einer Gehirnwäsche zu Ehre. 

Die Landwirte sind mit Sicherheit nicht die alleinigen Verursacher der hiesigen ökologischen Probleme. Das Artland ist aber noch Bauernland und das bedeutet, Verantwortung zu übernehmen für sich und die Zukunft.

Ein Beitrag vom Vereinsmitglied Johann Meyer, Landwirtschaftsmeister.